Wo der Mangel am größten ist
In deutschen Städten ist der Mangel an Kita-Plätzen kein neues Phänomen – neu ist jedoch der Fokus auf seine ungleiche Verteilung. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie zeigt, gibt es in migrantisch und einkommensschwach geprägten Stadtteilen deutlich weniger Kitas pro Kind als in wohlhabenden Vierteln. In wohlsituierten Vierteln gibt es laut IW durchschnittlich ein Drittel mehr Kitas pro Anzahl der Kinder als in ökonomisch prekären, migrantisch geprägten Räumen. Auch laut der FES-Studie »Frühe Ungleichheiten« ist der elterliche Bedarf an Kita-Plätzen bei armutsgefährdeten Familien für jedes sechste Kind ungedeckt, bei Kindern aus nicht armutsgefährdeten Haushalten dagegen nur für jedes 13. Kind.
Neue Träger – neue Fragen
In der WELT berichtet Till-Reimer Stoldt, dass Kommunen und klassische Träger – etwa Kirchen oder Wohlfahrtsverbände – diese Versorgungslücke bislang nicht ausreichend schließen konnten. Vor allem kirchliche Träger stoßen laut Artikel in Vierteln mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil zunehmend an kulturelle und religiöse Grenzen. Vor diesem Hintergrund erscheinen neue Trägerkonstellationen denkbar – etwa durch Initiativen aus dem Umfeld problematischer Islamverbände. So heißt es im Artikel:
»Um so verlockender wirken muslimische Verbände als Kita-Träger der Zukunft, die bereits erste Testballons steigen lassen. Vereinzelt, in Dortmund und Mannheim, ist es etwa dem vom türkischen Staat geprägten Moscheeverband DITIB gelungen, lokale Kita-Träger zu fördern, die offiziell unabhängig sind, aber von DITIB finanziert werden.«
Prävention von Segregation
Die WELT verweist auf das politische und gesellschaftliche Dilemma: Solange die strukturelle Lücke im Kita-System bestehen bleibt, könnte sich religiöse oder kulturelle Separierung verstärken. Kitas mancher Islamverbände könnten deren Politik verfolgen und Distanz zur nichtmuslimischen Mehrheit halten – und damit die bestehende Trennung von Bevölkerungsgruppen im Alltag weiter vertiefen. Dem Miteinander im Land würden solche Kitas wenig dienen. Das überrasche jedoch nicht, so die WELT, da mehrere Verbände islamistisch oder türkisch-nationalistisch und erdoganistisch geprägt seien.
Fazit
Der Staat könnte die Versorgungslücke gezielt schließen – durch Förderung freier, säkularer Träger, durch Unterstützung von Elterninitiativen und betrieblichen Kita-Gründungen. Dazu müssten bürokratische Hürden abgebaut und finanzielle Anreize geschaffen werden. So ließe sich auch verhindern, dass islamistische oder türkisch-nationalistische Akteure in diese Lücke stoßen. Die WELT schreibt abschließend:
»Das aber würde einen Staat voraussetzen, der kitapolitisch im Zuwanderungsland anno 2025 angekommen ist.«
➡️ Zum Artikel in der WELT (13. Mai 2025): Strenggläubig, muslimisch, desintegrierend – die Kita der Zukunft? (archiviert)
