»Wel­cher Islam kann zu Deutsch­land gehö­ren, Sey­ran Ateş?« im based-Pod­cast

Seyran Ateş, Juristin, Autorin und Leiterin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, spricht im based-Podcast vom 11. Februar 2025 (Episode 67) über den Einfluss islamischer Verbände in Deutschland, die Ausgrenzung liberaler Muslime durch die Politik und das Versagen der Deutschen Islamkonferenz. Sie setzt sich für einen freiheitlichen Islam, für Geschlechtergerechtigkeit und gegen Homophobie ein – und wird dafür von Islamisten mit dem Tod bedroht.

Inter­view­er im Based-Pod­cast: Ben­ja­min Scherp und Domi­nik Stef­fens

Aus­ge­wähl­te Zita­te:

  • »Wir wer­den zu 100 Pro­zent von Mus­li­men bedroht. Es gibt kei­ne rechts­extre­me weiß-deut­sche Grup­pe, die uns bedroht – wovon vie­le Men­schen so auto­ma­tisch mal aus­ge­hen. Das macht uns wütend, weil das bedeu­tet, dass kei­ne Sen­si­bi­li­sie­rung dafür da ist, dass in der mus­li­mi­schen Com­mu­ni­ty viel Gewalt und Aggres­si­on gegen­über anders­den­ken­den Mus­li­men exis­tiert.« (Min. 04:27)
  • »Obwohl die Regie­rung immer wie­der beteu­ert hat, dass libe­ra­le isla­mi­sche Stim­men auch ihren Platz auf der Islam­kon­fe­renz haben sol­len, haben sie expli­zit die ein­zi­ge libe­ra­le Moschee aus­ge­grenzt.« (Min. 10:45)
  • »Die rei­chen isla­mi­schen Län­der – Katar, Sau­di-Ara­bi­en, die Emi­ra­te – haben ein Inter­es­se dar­an, dass ein sehr ortho­do­xer, tra­di­tio­nel­ler und patri­ar­cha­ler Islam exis­tiert, um ihre Macht zu sichern. Auch die Tür­kei unter Erdoğan hat viel Ein­fluss auf das, was hier in Deutsch­land pas­siert… gegen die­se Ein­flüs­se schaf­fen wir Libe­ra­le uns nicht zu stel­len, weil wir weder die Macht­po­si­ti­on noch die finan­zi­el­len Res­sour­cen besit­zen.« (Min. 16:37)
  • »Die meis­ten in der deut­schen Poli­tik gehen an den Islam so her­an, als kön­ne er ›ver­kirch­licht‹ wer­den. Das ist ein Den­ken von Chris­ten oder von Athe­is­ten, die christ­lich sozia­li­siert wur­den: Für sie funk­tio­niert Reli­gi­on über Insti­tu­tio­nen, über ein Stu­di­um, eine Ordi­na­ti­on, eine Beru­fung. Aber die­ses gesam­te Kon­zept ist christ­lich – im Islam gibt es das nicht.« (Min. 24:34)
  • »Man muss sich die Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten in die­ser Stadt anschau­en – in Wed­ding, Neu­kölln, Span­dau, Ste­glitz, Kreuz­berg. Schaut euch an, wie Frau­en und Mäd­chen dort leben, wie ihr All­tag abläuft. Ein Ehren­mord ist es des­halb, weil sich die Täter auf die Ehre bezie­hen. (32:02)
  • »Der Begriff ›anti­mus­li­mi­scher Ras­sis­mus‹ ist für mich nicht akzep­ta­bel – mei­ne Reli­gi­on ist kei­ne Ras­se.« (Min. 32:30)
  • »Auf der Deut­schen Islam­kon­fe­renz wird nicht zuge­las­sen, dass wir reli­gi­ons­be­ding­te Gewalt the­ma­ti­sie­ren. Aber es gibt sie – denn wenn ein Täter sagt: ›Mei­ne Reli­gi­on erlaubt mir das‹, dann ist es genau das: reli­gi­ons­be­ding­te Gewalt.« (Min. 38:02)
  • »Das Able­gen des Kopf­tu­ches war [im Fall Hatun Sürücü] eine Tod­sün­de – im wah­ren Sin­ne des Wor­tes. Ist das Ras­sis­mus, wenn ich das beschrei­be?« (Min. 39:00)
  • »Der Poli­ti­sche Islam ist immer wei­ter unter­stützt wor­den. Des­we­gen haben wir es mit radi­ka­le­ren Kräf­ten zu tun, die einen Islam ver­brei­ten, der mei­ner Ansicht nach nicht demo­kra­tisch ist. So haben die Islam­ver­bän­de und die Poli­tik die Deu­tungs­ho­heit über den Islam an sich geris­sen und machen damit Poli­tik. Für mich hat sich die Deut­sche Islam­kon­fe­renz schon nach Pha­se 1 im Jahr 2009 erle­digt.« (Min. 43:02)

Wel­cher Islam kann zu Deutsch­land gehö­ren? | 11.02.2025 | 1:04:52 Min. | Epi­so­de 67