Isla­mis­ti­sche Sit­ten­wäch­ter an Schu­len – und die Poli­tik schaut weg

Während Politiker zum Beginn des Ramadan Grußbotschaften senden, wächst an vielen Schulen der Druck auf Schüler, die nicht fasten wollen. Islamistische Sittenwächter kontrollieren Mitschüler und sanktionieren abweichendes Verhalten – oft unbehelligt von Lehrkräften und Politik. Der WELT-Artikel von Frederik Schindler vom 19. Februar 2025 zeigt, wie säkulare Muslime und religionsfreie Kinder unter Druck geraten.

Fre­de­rik Schind­ler beschreibt den zuneh­men­den sozia­len Druck und reli­giö­se Zwangs­maß­nah­men an Schu­len in Deutsch­land, wenn am Abend des 28. Febru­ar 2025 der isla­mi­sche Fas­ten­mo­nat Rama­dan begin­nen wird:

»Bereits seit eini­gen Jah­ren berich­ten Leh­rer, dass Kon­zen­tra­ti­on und Leis­tung abfal­len, wenn schon die Kleins­ten den gan­zen Tag auf Essen und Trin­ken ver­zich­ten. Sie berich­ten, dass eini­ge der Fas­ten­den den Sport­un­ter­richt oder Prü­fun­gen ver­wei­gern. Und sie berich­ten, dass ver­mehrt ande­re Kin­der mit mus­li­mi­schem Hin­ter­grund dazu gedrängt wer­den, sich eben­falls an die reli­giö­sen Spei­se­ge­set­ze zu hal­ten. Hier ist die Reli­gi­ons­frei­heit in Gefahr. Denn die­se muss unbe­dingt auch die Frei­heit von Reli­gi­on beinhal­ten – also auch die Frei­heit, nicht zu bestimm­ten reli­giö­sen Prak­ti­ken genö­tigt zu wer­den.«

Schind­ler ver­weist dar­auf, dass die­se Ent­wick­lung nicht neu sei. Bereits eine Stu­die des Ber­li­ner Ver­eins Demo­kra­tie und Viel­falt (Devi) aus dem Jahr 2021 zeig­te, dass an Schu­len mit hohem Anteil mus­li­mi­scher Schü­ler wäh­rend des Rama­dans sozia­ler Zwang und Mob­bing herrscht: Nicht-fas­ten­de Schü­ler wer­den stig­ma­ti­siert, Lehr­kräf­te füh­len sich über­for­dert und schwei­gen.

Schwei­gen der Poli­tik: Falsch ver­stan­de­ne Tole­ranz als isla­mis­ti­sche Lob­by­ar­beit

Poli­ti­ker, die zum Rama­dan höf­li­che Gruß­bot­schaf­ten an Mus­li­me sen­den, igno­rie­ren oft die Schat­ten­sei­ten des Fas­ten­mo­nats, so Schind­ler. Dabei hät­te es höchs­te Prio­ri­tät, nicht-reli­giö­se Schü­ler vor dem Druck isla­mis­ti­scher Krei­se zu schüt­zen:

»Wer den Islam im Namen des Anti­ras­sis­mus vor Kri­tik schüt­zen will, wirkt auf Kos­ten der­je­ni­gen frei­heits­lie­ben­den Mus­li­me und ande­rer Men­schen, die welt­weit unter dem poli­ti­schen Islam, sei­nen Tugend­vor­stel­lun­gen sowie Verhaltens‑, Klei­der- und Geschlech­ter­nor­men lei­den; die sich gegen eine ortho­do­xe Islamaus­le­gung wen­den und für bür­ger­li­che Frei­hei­ten kämp­fen.

In die­sem Fall wer­den die betrof­fe­nen Kin­der und Jugend­li­chen, die ins­be­son­de­re wäh­rend des Rama­dan von Mit­schü­lern zur Ein­hal­tung stren­ger Regeln gedrängt wer­den, mit den Sit­ten­wäch­tern in ihrem Umfeld allein gelas­sen.

Es geht um eine Ver­tei­di­gung der Rech­te der Ein­zel­nen gegen das Kol­lek­tiv­den­ken der reli­giö­sen Gemein­schaft, in die­sem Fall der Umma – also gera­de nicht um eine res­sen­ti­ment­be­haf­te­te Wesens­zu­schrei­bung von Merk­ma­len. Wer die­se Ver­tei­di­gung aus falsch ver­stan­de­ner Tole­ranz unter­lässt, betreibt letzt­lich Lob­by­ar­beit für isla­mis­ti­sche Akteu­re, die schon über das Leben der Kleins­ten mit auto­ri­tä­ren Nor­men bestim­men möch­ten.«

Der Arti­kel zeigt Par­al­le­len zu Scha­ria-Staa­ten wie Iran oder Sau­di-Ara­bi­en, wo Fas­ten­bre­cher dra­ko­nisch bestraft wer­den:

»Die­se Sich­ten­wäch­ter an deut­schen Schu­len set­zen übri­gens das um, was in meh­re­ren Län­dern mit dem Islam als Staats­re­li­gi­on der Staat erle­digt, mit teils dra­ko­ni­schen Straf­an­dro­hun­gen. Etwa im Iran bestraft das isla­mis­ti­sche Regime immer wie­der Fas­ten­bre­cher, die vor dem Son­nen­un­ter­gang in der Öffent­lich­keit essen oder trin­ken. Teil­wei­se wer­den ihnen Geld­stra­fen auf­er­legt, teils wer­den sie sogar ver­haf­tet, mit Peit­schen­hie­ben bestraft oder auf den Stra­ßen von den Revo­lu­ti­ons­gar­den schi­ka­niert.«

➡️ Wei­ter­le­sen in Die Welt: Isla­mis­ti­sche Sit­ten­wäch­ter an Schu­len – und die Poli­tik schaut weg (archi­viert)