taz-Kolum­ne zur Sprach­po­li­tik der Ber­li­ner Jusos: »Es braucht eine eman­zi­pa­to­ri­sche Kri­tik am Isla­mis­mus«

In ihrer taz-Kolumne »Grauzone« vom 13. April 2025 kritisiert Erica Zingher die Entscheidung der Berliner Jusos, den Begriff »Islamismus« nicht mehr zu verwenden und warnt vor einer Sprachpolitik, die Islamisten schont, aber Islamismuskritiker diffamiert.

Auf ihrer Lan­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz ver­ab­schie­de­ten die Jusos einen Antrag, der beim »Isla­mis­mus« die »begriff­li­che Nähe zum Islam« für »pro­ble­ma­tisch« erklärt und das Wort als »stig­ma­ti­sie­rend« bezeich­net.

Zing­her sieht dar­in ein Sym­ptom »zuneh­men­der Ver­wir­rung in der gesell­schaft­li­chen Lin­ken« und erin­nert an die Mah­nung von Kevin Küh­nert, der 2020 noch als Juso-Vor­sit­zen­der das »auf­fäl­li­ge Schwei­gen« der Lin­ken nach der Ermor­dung des Leh­rers Samu­el Paty durch einen Isla­mis­ten kri­ti­siert hat­te. Wort­akro­ba­tik erset­ze kei­ne poli­ti­sche Arbeit, so Zing­her. Nicht das Wort Isla­mis­mus bedro­he Mus­li­me, son­dern Isla­mis­ten selbst. Sie schreibt:

»Von „Stig­ma­ti­sie­rung“ spre­chen übri­gens ger­ne die­je­ni­gen, die es zu bekämp­fen gilt: Isla­mis­ten selbst. Die nut­zen den Vor­wurf des anti­mus­li­mi­schen Ras­sis­mus, um damit pau­schal die zu dis­kre­di­tie­ren, die sich gegen isla­mis­ti­sche Gewalt und für Frei­heit ein­set­zen: Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten, Wis­sen­schaft­ler, Jour­na­lis­ten.«

Zing­her kri­ti­siert eine lin­ke Kul­tur, die Begrif­fe dekon­stru­ie­re, statt sich mit dem Phä­no­men des Poli­ti­schen Islam aus­ein­an­der­zu­set­zen:

»Mutig und fort­schritt­lich wäre gewe­sen, wenn die Jusos einen kri­ti­schen Blick auf den poli­ti­schen Islam gewor­fen hät­ten – jenen lega­lis­ti­schen, struk­tu­rell wirk­sa­men Isla­mis­mus, der zu oft noch vom Staat als Dia­log­part­ner hofiert wird, alles unter der Prä­mis­se des „inter­religiösen Dia­logs“ oder ver­meint­li­cher Anti­dis­kri­mi­nie­rung.«

➡️ Wei­ter­le­sen in der taz (13. April 2025): Vom Beschwei­gen zur Zustim­mung. Es braucht eine eman­zi­pa­to­ri­sche Kri­tik am Isla­mis­mus