Wer das Wirken von Ali Ertan Toprak beschreiben will, muss viele Abkürzungen verwenden: Er ist vor zehn Jahren bei den Grünen aus- und in die CDU eingetreten; er ist Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland (KGD e.V.) und langjähriger Amtsinhaber in der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (AABF), zudem Ehrenpräsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Immigrantenverbände in Deutschland (Bagiv e.V.), hat mehrfach an der Deutschen Islamkonferenz (DIK) teilgenommen – und er ist Gründungsmitglied des Arbeitskreis Politischer Islam (AK Polis), der auch vom Zentralrat der Konfessionsfreien (zkf) unterstützt wird.
Vor Ostern hat Philipp Möller mit AET gesprochen: über den Umgang deutscher Politiker mit dem Fastenbrechen, über säkulare Entwicklungen in „seiner Partei“ und darüber, wie Integration in Deutschland gelingen kann – und muss.

In einer neuen Folge von Frei.Stunde. Der Podcast für säkulare Politik hat Philipp Möller mit dem CDU-Politiker und Vorsitzenden der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Ali Ertan Toprak gesprochen. Anlässlich der Feierlichkeiten zum islamischen Fastenbrechen kritisiert Toprak zu Beginn des Gesprächs, dass deutsche Politiker »höchst problematische Islamverbände« besucht haben, »die allesamt Vertretungen des Politischen Islam auf deutschem Boden sind« – dadurch würden diese hofiert und salonfähig gemacht, sagt Toprak, der seit den 1990er Jahren mit dem Thema befasst ist.
Im Interview berichten Möller und Toprak auch, dass sie sich im Zusammenhang der Anti-Kalifat-Demo in Hamburg kennengelernt und schließlich gemeinsam an der Gründung des Arbeitskreis Politischer Islam (AK Polis) beteiligt haben. »Der AK Polis setzt sich für den Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland ein«, fasst Toprak zusammen.
Mit Blick auf die Parteizugehörigkeit Topraks fragt Möller nach, wie sich die kirchenfreundliche Politik der CDU in der Migrationsgesellschaft auswirke – denn wegen des verfassungsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes müssten Kirchenprivilegien letztlich auch auf islamische Organisationen übertragen werden. Mit Blick auf die berechtigte Kritik an den Islamverbänden wirft Möller ein: »Die Trennung von Glaube und Politik ist auch in Deutschland nicht so richtig gelungen«. Mit ihrer teils anti-säkularen Politik setze die CDU das Vertrauen der Bevölkerung aufs Spiel. Toprak hingegen zeigt sich zuversichtlich: »Ich bin optimistisch, dass wir Säkularität auch in der CDU voranbringen können.«
Scharfe Kritik übt Ali Ertan Toprak am Umgang mit islamischem Antisemitismus, der vor allem seit dem 07. Oktober 2023 auch in Deutschland unverhohlen gezeigt werde. »Einige Islamverbände haben hier wieder ihr wahres Gesicht gezeigt«, sagt Toprak, und zugleich habe die deutsche Politik demgegenüber »versäumt, eine klare Positionierung zu übernehmen – das dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen!«
Der islamische Antisemitismus und Kalifat-Demos würden zudem die Frage aufwerfen, so Möller, wie Integration in Deutschland so gelingen könne, dass Einwanderer das Grundgesetz achten. Hier bezieht Toprak eine klare Position: »Wir müssen Einwanderern von der ersten Minute an klarmachen, dass Deutschland ein säkularer Staat ist, in dem es unverhandelbare Werte gibt, die jeder respektieren muss – sonst haben sie sich das falsche Land ausgesucht.«
Zum Ausklang des Gesprächs ist Toprak zuversichtlich und konstruktiv: »Die Menschen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung gegen jedwede Art von Extremismus schützen wollen, müssen zusammenhalten – und der Arbeitskreis Politischer Islam ist so ein Netzwerk: parteiübergreifend und weltanschaulich plural. Gemeinsam können wir in der kommenden Legislaturperiode viel erreichen.«
Erstveröffentlichung: konfessionsfrei.de
Islam, Integration – und eine säkulare CDU? | 28.04.2025 | 26:34 Min. | Folge 003