DPI-Stu­die: Die Ver­bin­dun­gen der tür­ki­schen AKP zur Mus­lim­bru­der­schaft

Die Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) hat mit der Publikation »The AKP and the Muslim Brotherhood: Making and Unmaking an Islamist Alliance in the Middle East and Europe« (2025) eine neue Studie über die transnationalen Netzwerke zweier zentraler Strömungen des Politischen Islam vorgelegt: die Muslimbruderschaft, gegründet in den 1920er Jahren in Ägypten, und die Milli-Görüş-Bewegung, aus der die türkische Regierungspartei AKP hervorging.

Isla­mis­ti­sche Alli­an­zen und ihr Ein­fluss in Euro­pa

Der Autor Jan-Mar­kus Vömel zeigt, wie sich die Mil­li-Görüş-Ideo­lo­gie unter Erdoğan in der Tür­kei eta­blie­ren konn­te, wäh­rend die Mus­lim­bru­der­schaft in Ägyp­ten ver­bo­ten wur­de, aber über inter­na­tio­na­le Able­ger wei­ter aktiv blieb. Die aus der Mus­lim­bru­der­schaft her­vor­ge­gan­ge­ne Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Hamas erhält bis heu­te Unter­stüt­zung durch die tür­ki­sche Regie­rung. Über Medi­en­netz­wer­ke ver­brei­tet die Tür­kei Hamas-Pro­pa­gan­da und isla­mis­ti­sche Nar­ra­ti­ve mit anti­west­li­chen Bot­schaf­ten, die gezielt auch die tür­kisch­spra­chi­ge Com­mu­ni­ty in Euro­pa beein­flus­sen soll.

Der Autor weist dar­auf hin, dass nach dem Schei­tern des Ara­bi­schen Früh­lings die Hamas heu­te der letz­te gro­ße Part­ner der AKP aus dem Lager der Mus­lim­bru­der­schaft ist.

Die Stu­die legt die viel­fäl­ti­gen per­so­nel­len und struk­tu­rel­len Über­schnei­dun­gen offen, die es in der Ver­gan­gen­heit zwi­schen den bei­den Strö­mun­gen gab. Unter ande­rem ent­wi­ckel­ten sich in Euro­pa Kon­tak­te, ins­be­son­de­re über Orga­ni­sa­tio­nen wie die IGMG (Isla­mi­sche Gemein­schaft Mil­lî Görüş) und Able­ger der Mus­lim­bru­der­schaft. Die tür­ki­sche Reli­gi­ons­be­hör­de Diya­net (Diya­net İşl­eri Baş­k­an­lığı) arbei­tet über Insti­tu­tio­nen wie DITIB (Diya­net İşl­eri Türk İsl­am Bir­liği) in Deutsch­land oder ATIB (Avus­tu­rya Tür­ki­ye İsl­am Bir­liği) in Öster­reich ver­ein­zelt auch mit Akteu­ren zusam­men, die der Mus­lim­bru­der­schaft nahe­ste­hen.

Gemein­sa­me ideo­lo­gi­sche Ziel­rich­tung

Die Stu­die warnt vor der Aus­brei­tung isla­mis­ti­scher Ideo­lo­gien über grenz­über­schrei­ten­de Netz­wer­ke und wirft die Fra­ge auf, wie euro­päi­sche Demo­kra­tien mit die­ser Ein­fluss­nah­me umge­hen wol­len. »Die DPI-Stu­die beleuch­tet, wie der Poli­ti­sche Islam über natio­na­le Gren­zen hin­weg agiert und sei­ne Ideo­lo­gien in euro­päi­schen Län­dern ver­brei­tet. Die trans­na­tio­na­len Ver­flech­tun­gen wer­fen zahl­rei­che Fra­gen auf – etwa, wie die euro­päi­schen Gesell­schaf­ten mit der wach­sen­den Ein­fluss­nah­me poli­tisch-reli­giö­ser Grup­pie­run­gen umge­hen und sicher­stel­len kön­nen, dass die Prin­zi­pi­en von Demo­kra­tie und Rechts­staat gewahrt blei­ben«, so Lisa Fell­ho­fer, DPI-Direk­to­rin.

Die Stu­die ist beim Öster­rei­chi­schen Fonds zur Doku­men­ta­ti­on von reli­gi­ös moti­vier­tem poli­ti­schen Extre­mis­mus (Doku­men­ta­ti­ons­stel­le Poli­ti­scher Islam) als PDF ver­füg­bar: hier